Der Begriff, der so schön klingt und doch so schwer über die Lippen geht. Aber was meinen die Franzosen denn, wenn sie von der Kunst, das Leben zu genießen sprechen?
Das geflügelte Wort entsprang seiner Zeit zu den Lebzeiten des Sonnenkönigs Ludwig XIV, der unter anderem für den Bau des Schlosses Versailles verantwortlich war. Versailles als Metapher der genussvollen und bejahenden Lebensweise der Franzosen. Da aber nicht jeder Franzose oder jede Französin sich ein Schloss solchen Ausmaßes leisten kann, verbindet die Nation der Begriff über die Schönheit dieses Prachtbaus hinweg und schließt soziokulturelle Lücken. Von der französischen Knigge, die unter dem Begriff savoir vivre verstanden wird, die Art und Weise des Miteinanders und die Regeln darüber bis zum genussvollen Zelebrieren guter französischer Speisen umfasst das savoir vivre jegliche Solidarität und Gemeinschaft. Zwischen Floskeln, Tisch-Manieren, dem richtigen Ausdruck oder der Begeisterungsfähigkeit des französischen Volkes, scheint ein Lebenskünstler in jedem Franzosen zu stecken, unabhängig von seinem Zuhause. Die kleine Schwester namens "laisser faire" für die Eigenschaft der Toleranz, Lässigkeit und Gelassenheit fügt das geliebte Gefühl der Freiheit zur Fähigkeit, seines eigenes Glückes Schmied zu sein. Es geht also weniger darum, zu „Leben wie Gott in Frankreich“, sondern sich wie ein König oder eine Königin durch den Alltag zu schlagen und das Zusammensein mit guten Manieren aber vor allem guten Essen zu zelebrieren.